Mit-Verantwortung für den Lernerfolg

Der Erfolg von Online-Schulungs-Massnahmen hängt wesentlich davon ab, dass den Mitarbeitenden Mit-Verantwortung für den Lernerfolg übertragen wird. Mit ein paar Massnahmen kann das Mit-Verantwortungs-Gefühl gestärkt werden.

Gute Qualität der Online-Schulungsmodule und die Bereitschaft der Geschäftsleitung, den Mitarbeitenden die Zeit zum Lernen zur Verfügung zu stellen, sind sehr wichtig. Damit ist es aber nicht getan. Genau so wichtig ist, dass sich die Mitarbeitenden, welche die Schulungs-Module durcharbeiten müssen, für den Lernerfolg mit-verantwortlich fühlen.

Klassische Methode

Am meisten eingesetzt wird die „Vorschlaghammer-Methode“. Das Lernen wird befohlen, der Lernerfolg mit einer Prüfung getestet. Es ist die Methode, welche die meisten von der Schule her kennen, deshalb ist sie beliebt und verbreitet. Sie garantiert, dass sich die Lernenden mit dem Stoff auseinandersetzen oder zumindest mit einer Methode, wie sie möglichst schnell und einfach das Modul abarbeiten und die Prüfung bestehen können – was nicht in jedem Fall dem Lernziel dienlich sein muss.

Raffiniertere Methode

Raffinierter und nachhaltiger ist es, wenn die Lernziele mit den Karrierezielen einer Person verbunden werden. Wenn Mitarbeitenden klar ist, welcher positive Zusammenhang zwischen der zu erlernenden Kompetenz und der eigenen Arbeit besteht, ist deren Motivation besser, sich mit dem Schulungs-Modul auseinanderzusetzen und das Gelernte in der täglichen Arbeit auch umzusetzen – was ja letztlich das Ziel ist. Wenn ein direkter Zusammenhang zwischen der Sicherheit, der Effektivität oder dem Entwicklungspotenzial des eigenen Arbeitsplatzes und der Schulung besteht, ist der Wille zur Weiterbildung stärker. Diese Methode kann mit Erfolgsgeschichten unterstützt werden, da Geschichten überzeugender wirken als abstrakte Gedankengänge. Zeigen Sie auf, wie sich bei andern Mitarbeitenden oder bei andern Firmen die Situation nach einer Schulung verändert hat.

Zudem kann die Mit-Verantwortung, sich mit dem Schulungs-Modul auseinanderzusetzen, verstärkt werden, indem die Teilnehmenden aufgefordert werden, sich in den Wochen vor der Schulung mit einer spezifischen Frage am Arbeitsplatz zu beschäftigen. Wenn es beispielsweise um einen Sicherheitskurs geht, könnte man die Aufgabe stellen: Machen Sie ein Foto mit ihrem Handy, wenn Sie vor einer Flasche / einem Behälter / einer Kiste stehen, bei der Sie unsicher sind, ob der Inhalt gemäss speziellen Vorschriften gelagert oder transportiert werden müsste. Natürlich muss das Resultat dieser Arbeit auch in das Modul einfliessen und vom Coach des Kurses aufgenommen werden.

Bis zum Schluss

Oft lässt die Motivation nach dem Start etwas nach. Mit zusätzlichen Anreizen kann sichergestellt werden, dass das Online-Schulungs-Modul bis am Ende durchgearbeitet wird , zum Beispiel mit einem Zertifikat, welches den erfolgreichen Abschluss bescheinigt. Werden die Resultate in der Firma öffentlich gemacht, kann dies zusätzliche Anreize schaffen. So können beispielsweise Listen von Filialen oder Abteilungen geführt werden, die jeweils ein Abteilungszertifikat erhalten, wenn alle betroffenen Mitarbeitenden das Lernmodul durchgearbeitet und ein persönliches Zertifikat erhalten haben. Wer es auf die Spitze treiben will, kann dann noch eine Verlosung durchführen, an welcher die zertifizierten Filialen oder Abteilungen teilnehmen. Inwieweit eine Verlosung zur Firmenkultur passt, muss von Fall zu Fall entschieden werden: wenn der Preis etwas mit dem Lernziel zu tun hat, wird eine solche Massnahme in der Regel positiv aufgenommen.

Nachlassende Motivation kann auch auf mangelnde Selbstdisziplin oder Überforderung zurückgeführt werden. Es ist deshalb sehr wichtig, dass ein Coach die Lernfortschritte überwacht und auf Mitarbeitende, welche steckenbleiben, zugeht und sie unterstützt.

Und zuletzt: seien Sie sich bewusst, dass die direkten Vorgesetzten der Lernenden in der Regel andere Prioritäten setzen als die Verantwortlichen für die Ausbildung der Mitarbeitenden. Mitarbeitende sind deshalb fast immer dem Druck ausgesetzt, eine wichtige oder zumindest dringende Aufgabe zurückstellen zu müssen, um am Modul arbeiten zu können. Wer in dieser Situation die Vorgesetzten der Abteilung nicht an Bord hat, scheitert kläglich. Deshalb gelten die Punkte oben nicht nur für die Lernenden sondern auch für Vorgesetzte der Abteilungen, Filialen oder Teams.

Autor
Markus Schärli
Über:
Experte für didaktische Unternehmenskommunikation. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Journalist (Zeitung, Radio, Fernsehen) als auch als Managing Director einer internationalen Firma in der Unternehmenskommunikation und Gründer des E-Learning Spezialisten rissip. Er ist Dozent für Unternehmenskommunikation an der Hochschule Luzern und Co-Autor des E-Books: „Personal erfolgreich und effizient schulen".
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