Ausbildung nicht verdampfen lassen

Schrumpfende Ausbildungsbudgets und komplexe Anforderungen zwingen Unternehmen Ausbildungsaktivitäten kritisch zu hinterfragen und neue  Methoden anzuwenden. Eine Selbstverständlichkeit ist dieses Effektivitätsdenken aber noch nicht.

Da eine Grundausbildung kaum spezifische Kompetenzen vermittelt, sind Mitarbeitende gezwungen die korrekte Handhabung von Maschinen, Prozessen usw. zu lernen, um einen effektiven Beitrag an den Unternehmenserfolg leisten zu können.
Dies ist dann relativ unproblematisch, wenn nach der Schulung das Wissen sofort im Alltag angewendet werden muss und dem oder der zuständigen Vorgesetzten umgehend klar wird, ob die Schulung erfolgreich war. Das Wissen wird dann täglich vertieft und die Kompetenz täglich verbessert.

Kompetenz überprüfen

Bei vielen Ausbildungungen ist diese Voraussetzung allerdings nicht gegeben. In diesen Fällen lohnt es sich, die Kompetenz regelmässig zu überprüfen und aufzufrischen, damit diese im entscheidenden Moment auch abgerufen und eingesetzt werden kann. Die Gefahr ist sonst gross, dass die Ausbildung faktisch „verdampft“, und dass sich Mitarbeitende weiterhin durchwursteln und komplexe Aufgaben ineffizient und fehlerhaft erledigen.

Allerdings wäre es doppelt und dreifach ineffizient, wenn Mitarbeitende immer wieder in die gleiche Ausbildung geschickt würden, um das Wissen aufzufrischen. Wirkungsvoll und motivierend ist es, wenn diese Ausbildungsmassnahme als kombinierte Lern- und Prüfform ausgestaltet wird.

Die Anti-Verdampf-Formel

Die Anti-Verdampf Ausbildungs-Formel lautet:
Selbständig Wissen auffrischen – Beurteilung bestehen – Kompetenz  anwenden.

Anti-Verdampfungs-Kreislauf

Selbständig Wissen aneignen und auffrischen

Bereits Gelerntes inklusive aktueller Ergänzungen kann online selbständig durchgearbeitet werden. Dabei können Mitarbeitende individuell dort Schwerpunkte setzen, wo das Wissen die grössten Lücken hat oder wo praxisrelevante Ergänzungen vorliegen.

Beurteilung bestehen

Nach dieser Vorbereitungsphase wird eine Beurteilung des Wissens und der Kompetenz durchgeführt (Assessment). Diese findet in der Regel als Präsenzveranstaltung statt, um eine relevante  Beurteilung der Kompetenz in der Praxis zu erreichen. Nur wer erfolgreich Wissen und Kompetenz nachgewiesen hat, erhält die Zulassung bestimmte komplexe Prozesse zu verantworten, Maschinen zu bedienen usw. Dies sollte mittelfristig auch Konsequenzen im Bereich Lohn und berufliche Entwicklung haben.

Hier sind Unternehmen zu oft zurückhaltend. Von jedem Piloten wird erwartet, dass er die Prüfungen für den Flugzeugtyp mit dem er Passagiere herumfliegt, erfolgreich abgeschlossen hat.  Warum kann das nicht auch von anderen Mitarbeitenden erwartet werden? Natürlich sind bei Fehlmanipulationen im eigenen Betrieb nicht immer Menschenleben in Gefahr, wie das bei einem Flugzeug meistens der Fall ist, aber unkorrektes, fehlerhaftes Arbeiten kann in jedem Unternehmen den Erfolg nachhaltig gefährden.

Kompetenz anwenden

In einer dritten Phase wird nun gezielt die Kompetenz mit einem Coach angewendet und verbessert. Durch die beiden vorangehenden Phasen ist sichergestellt, dass die Coaches bei der Schulung der Kompetenz sehr zielgerichtet und effektiv eingsetzt werden können.
Unternehmen erreichen mit diesem Vorgehen, bei welchem eine Bewertungsphase zwischengeschaltet wird, gleich zwei Ziele auf einmal.

Erstens werden die Ausbildungskosten gesenkt, weil Mitarbeitende nur noch in jenen Fällen und Bereichen eine Schulung besuchen müssen, wenn der Bewertungs-Workshop zeigt, dass und wo dies notwendig ist.

Zweitens entsteht eine höhere Motivation sich betrieblich weiterzubilden, wenn damit einerseits die Zulassung zu komplexeren und damit meist interessanteren und verantwortungsvolleren Aufgaben verbunden ist und wenn zudem sichergestellt ist, dass ich mich als Mitarbeitende(r) nur mit jenen Themen auseinandersetzen muss oder darf, bei welche ich noch Schwächen aufweise.

Autor
Markus Schärli
Über:
Experte für didaktische Unternehmenskommunikation. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Journalist (Zeitung, Radio, Fernsehen) als auch als Managing Director einer internationalen Firma in der Unternehmenskommunikation und Gründer des E-Learning Spezialisten rissip. Er ist Dozent für Unternehmenskommunikation an der Hochschule Luzern und Co-Autor des E-Books: „Personal erfolgreich und effizient schulen".
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