Durch eine einfache Methode steigt die Akzeptanz der Händehygiene und dadurch die Wirksamkeit

Wirksamere Händehygiene durch einfachere Methode

Generationen von Lernenden in der Pflege und Medizin haben die 6 Schritte der Händehygiene kennengelernt, welche von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen werden. Diese Anleitung gerät unter Druck. Gemäss einer neuen Studie am Universitätspital Basel werden mit einfacheren Methoden bessere Resultate erzielt.

Die Übertragung von Keimen in Spitälern und Heimen ist ein Thema, welches seit Jahren nicht an Aktualität einbüsst. Eine wesentliche Rolle im Kampf gegen die Übertragung von Keimen, Krankheit und Tod spielt die Händehygiene. Besser gesagt: sollte die Händehygiene spielen.
Denn gemäss einer Studie am Universitätsspital Basel gibt es diesbezüglich noch grosses Verbesserungspotenzial.

Weniger als 10% korrekte Händehygiene

Bei dieser Studie wurden zwischen 2010-2013 über 2500 Händehygiene-Anwendungen beobachtet. Rund 65 % wurden durch Pflegefachpersonen ausgeführt, rund 20 % durch Ärztinnen und Ärzte und rund 15% durch weiteres Spitalpersonal.
Weniger als 10% aller Anwendungen wurden korrekt gemäss der 6-Schritte-Methode der WHO durchgeführt.
Je älter die Mitarbeitenden, umso eher wurde der Prozess vereinfacht auf 2-3 Schritte.

Vereinfachte Händehygiene

Das Universitätsspital Basel hat deshalb eine weitere Studie erstellt, um zu evaluieren, ob allenfalls auch mit einer vereinfachten Methode gute Desinfektionsresultate erzielt werden können.
„Wir konnten zeigen“, so Sarah Tschudin Sutter, Kaderärztin an der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Universitätsspital Basel und mitverantwortlich für diese Studie, „dass die 3-Schritte Technik gleich wirksam ist wie die 6-Schritte Technik der WHO.“
Die Details der Studie mit detaillierten Empfehlungen sollen demnächst veröffentlicht werden und wurden zum ersten Mal im April 2016 am European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID) in Amsterdam vorgestellt.

Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die Eckpunkte der WHO Empfehlung nach wie vor Gültigkeit haben:
•    Die Hände während 30 Sekunden mit Händedesinfektionsmittel einreiben.
•    Genügend Händedesinfektionsmittel auf die Hand geben, damit die Hände über die ganze Einreibezeit feucht sind, das sind ca. 3-5 ml.
Hinzu kommt neu eine vereinfachte 3 Schritte Einreibetechnik, welche sicherstellt, dass
•    Handflächen, Handrücken, Handgelenke sowie alle Finger inkl. Daumen feucht eingerieben werden, wobei den Fingerkuppen nach wie vor spezielle Sorgfalt gewidmet wird.

Freestyle oder Three-Style Händehygiene

Die Studie zeigt bereits Konsequenzen ausserhalb des Universitätsspitals Basel. Das Universitätsspital Zürich hat sich entschieden nicht mehr auf die Händehygienetechnik mit den 6 Schritten zu bestehen. „Ab sofort gilt die ‚freie Technik‘, ‚Freestyle‘, wie wir das nennen.“
Ob „Freestyle“ wie in Zürich oder „Three-Style“ wie in Basel, wichtig ist vor allem, dass die Händedesinfektion in den vorgesehenen Fällen auch angewendet wird. Das ist nicht durgehend der Fall, wie die Basler Studie ebenfalls aufgezeigt hat.
Während knapp 42% des Personals die Hände NACH dem Patientenkontakt desinfizierten, waren es nur knapp 32 %, welche dies VOR dem Patientenkontakt taten. Gemäss WHO sollte die Händedesinfektion in beiden Fällen vorgenommen werden. Die Studien der Universätit Basel zeigen, dass durch eine Vereinfachung der Prozesse die Akzeptanz gesteigert werden kann und damit letztlich auch die Wirksamkeit der Händehygiene.

Autor
Markus Schärli
Über:
Experte für didaktische Unternehmenskommunikation. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Journalist (Zeitung, Radio, Fernsehen) als auch als Managing Director einer internationalen Firma in der Unternehmenskommunikation und Gründer des E-Learning Spezialisten rissip. Er ist Dozent für Unternehmenskommunikation an der Hochschule Luzern und Co-Autor des E-Books: „Personal erfolgreich und effizient schulen".
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